Berufsunfähigkeitsversicherung – Vorsicht vor Fallstricken

- 02.03.2016 von Sonja Hess -

Immer wieder hört man bei Berufsunfähigkeitsversicherungen von Schwierigkeiten bei der Anerkennung von Versicherungsfällen durch die Versicherer, verschleppten Verfahren, unnötigen Nachfragen von Seiten der Versicherer und teuren Gerichtsprozessen, die sich die wenigsten Versicherten leisten können. Andererseits machen nicht wenige Antragsteller Fehler beim Ausfüllen der Fragebögen oder geben bestimmte Vorerkrankungen schlicht nicht an. Wer Hilfe benötigt, sollte sich vor dem Ausfüllen des Antragsbogens an seinen Hausarzt wenden.

Welche Gesundheitsrisiken mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung genau abgesichert werden

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) dient dem Schutz vor eventuellen Verdienstausfällen aufgrund von längeren Krankheiten sowie einer dadurch bedingten teilweisen oder völligen Erwerbsunfähigkeit. Die BU sorgt für den materiellen Ausgleich, in dem sie den finanziellen Verlust abdeckt, der durch die Nichtausübung des bisherigen Berufes entsteht. Im Grunde ist der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) eine kluge Entscheidung und sollte daher bereits zu Beginn des Berufslebens abgeschlossen werden. Allerdings lauern beim Abschluss und auch bei Eintreten eines Versicherungsfalls bestimmte Fallstricke, die es unbedingt zu beachten gilt.

Bei den Gesundheitsfragen wahre Angaben machen

Bereits beim Antrag sollten Versicherungsnehmer auf die Wahrheit ihrer Angaben achten. Die Versicherer prüfen sehr genau nach und wer eventuell verschweigt oder vergisst, dass er bereits längere Zeit an Rückenschmerzen leidet und sich deshalb bereits in ärztliche Behandlung begeben hat, kann deshalb seinen Versicherungsschutz aufs Spiel setzen. Allerdings wurde der Fragebogen zum Gesundheitszustand mit Einführung des Versicherungsvertragsgesetzes 2007 überarbeitet und verzichtet seither auf zu allgemeine Fragen. Im neuen Fragebogen werden die Gesundheitsfragen explizit gestellt und können so vom Antragsteller relativ klar beantwortet werden. Wer allerdings nicht mehr weiß, ob er zum Beispiel vor zehn Jahren in einem Krankenhaus oder einer Rehabilitations- oder Kureinrichtung behandelt wurde, sollte seinen behandelnden Hausarzt konsultieren. In den Patientenunterlagen lässt sich alles genau recherchieren und bestimmt hilft der Hausarzt auch beim richtigen Ankreuzen der Gesundheitsfragen. Originale von Patientenschreiben oder Befunden sollten Versicherungsnehmer jedoch nie herausgeben. Die Versicherungen könnten daraus Schlüsse ziehen, die vielleicht mit dem Antrag auf Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr viel zu tun haben. Stattdessen können Antragsteller von ihrer Krankenkasse eine Art Leistungsspiegel anfordern, der die Krankheitsgeschichte des Patienten enthält. Diese Unterlagen können dann zusammen mit dem Antrag an die Versicherung geschickt werden.

Was bei einem Jobwechsel zu beachten ist

Weniger bekannt dürfte dagegen sein, dass ein Jobwechsel der Versicherung unbedingt mitgeteilt werden muss. Wird dies versäumt, kann das im Versicherungsfall ebenfalls den Versicherungsschutz kosten. Ein neuer Job hat immer eine neue Risikoeinschätzung zur Folge. Schließlich kann es sein, dass ehemals risikoarm Beschäftigte ein neues Arbeitsverhältnis in risikobehafteten Branchen eingehen.

Wenn es zum Versicherungsfall kommt – mit welchen Klauseln Versicherungen ihre Leistungen gern einschränken

Es gibt immer wieder Versicherungen die versuchen, im Versicherungsfall Zahlungen mit einer Hinhaltetaktik zu verzögern. So ist es leider verbreitete Taktik vieler Versicherungen, Anträge zunächst abzulehnen und erst im Falle eines Widerspruchs eine Weiterbearbeitung der Versicherungsfälle vorzunehmen. Bei Versicherern beliebt ist ebenfalls, Versicherungsnehmer mit dem Anfordern immer neuer Unterlagen hinzuhalten. Sogar dann, wenn die Versicherungen nach Aktenlage längst zahlen müssten. Nicht wenige Versicherungsnehmer lassen sich von diesem Verhalten einschüchtern oder geben irgendwann genervt auf. Die Versicherer nutzen es aus, dass sie am längeren Hebel sitzen. Darunter leiden die Versicherungsnehmer, die mit der finanziellen Unterstützung rechnen. Vor allem bei Selbstständigen kann diese Hinhaltetaktik schnell zur Zahlungsunfähigkeit führen. Bei Unfällen raten Experten deshalb zum Beispiel, möglichst viele Beweise zu sammeln oder auch Fotos zu machen. Zeugen ansprechen und deren Angaben schriftlich festzuhalten, kann die eigene Position gegenüber der Versicherung ebenfalls stärken. Diese Unterlagen sind auch bei einem späteren Gerichtsverfahren sehr wertvoll.

Eine Rechtschutzversicherung kann helfen

Viele Experten empfehlen Verbrauchern daher, mit dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung gleich noch eine Rechtschutzversicherung abzuschließen. Allerdings ist hier darauf zu achten, dass die betreffenden Leistungen auch tatsächlich im Rechtschutz enthalten sind. Kommt es zu einem Gerichtsprozess, übernehmen gute Rechtschutzversicherungen auch die Kosten für den Anwalt sowie für das laufende Verfahren. / Fotoquelle: fotolia.de / © Zerbor

Autor: Sonja Hess

Freiberufliche Autorin und Powerfrau, die sich in allen Bereichen zum Thema Arbeitsrecht, Finanzen und Karriere auskennt. Sie macht uns vor, dass es kein Problem ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. 2012 hat sie ihren ersten Text für uns geschrieben und nach einer etwas längeren Babypause freut sie sich nun, wieder die Ärmel hochkrempeln und schreiben zu können