Beiträge in der Privaten Krankenkasse steigen 2016 überdurchschnittlich

- 16.03.2016 von Marlen Schurr -

Private Krankenversicherung GrenzeZu Beginn des Jahres 2016 mussten Versicherte privater Krankenversicherungen erstmalig seit vier Jahren teilweise drastische Erhöhungen der Beiträge von bis zu 16 % hinnehmen. Ob sich daraus ein Trend entwickelt, ist noch offen.

Gründe für die Erhöhung sind vielfältig

Während die Kunden der privaten Krankenversicherer in den letzten vier Jahren kaum durch Beitragserhöhungen belastet worden sind, stiegen die Beiträge 2016 um durchschnittlich 4,1 % an. Nicht betroffen sind Beamte, die nur eine moderate Erhöhung von 1,5 % verzeichnet haben, sowie Kunden von stationären Zusatzversicherungen. Ein Rating des Branchendienstes Map-Report hat diese aktuellen Zahlen zu 17 von 32 privaten Krankenversicherern kürzlich vorgestellt.

Private Krankenversicherer dürfen keineswegs willkürlich die Beiträge erhöhen. Erst wenn die Schadenszahlen um 5 % gestiegen sind, darf erhöht werden, ab 10 % Steigerung müssen die Beiträge sogar angehoben werden. Viele Versicherer warten daher einen gewissen Anstieg der Schadenszahlen ab, um dann eine deutliche Beitragserhöhung aufsummiert vorzunehmen.

Dieser Effekt scheint sich 2016 realisiert zu haben. Experten nehmen daher an, dass die jetzige merkbare Erhöhung auch durch die moderate Entwicklung der Beiträge in den Vorjahren begünstigt worden ist. Auch werden die Versicherer zunehmend von den niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt dazu gezwungen, ihre Rückstellungsbeträge zu erhöhen, da diese zurzeit nur mit niedrigen Beträgen abgezinst werden können. Fraglich ist, ob sich für besonders deutlich von einer Erhöhung betroffene Versicherungskunden ein prüfender Blick und möglicher Wechsel zur Konkurrenz lohnen.

Qual der Wahl: Zur günstigeren Versicherung wechseln?

Mancher Versicherte wird sich angesichts einer Erhöhung des Beitrags fragen, ob der Wechsel zum Wettbewerber nicht die bessere Alternative ist. Versicherungsfachleute raten von einem Wechsel aufgrund einer einmaligen Erhöhung eher ab. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die privaten Krankenversicherungen in der Versicherungsbranche als echte Individualversicherungen gelten.
Anders als etwa bei den gesetzlichen Versicherern lassen sich Leistungen der unterschiedlichen Versicherer nur schwer untereinander vergleichen und abschließend bewerten. Da eine einmalige Erhöhung der Beiträge nur ein Ausschnitt aus vielen möglichen Kennziffern und Bewertungskriterien ist, sollte der Beitragsverlauf zumindest über mehrere Jahre angeschaut werden.

Neben der Höhe von Beiträgen spielen bei der Bewertung einer privaten Krankenversicherung nicht nur weitere Erfolgszahlen, sondern auch die Versicherungsbedingungen allgemein eine Rolle. Hier geht es um die Frage, wann die einzelne Versicherung unter welchen Voraussetzungen tatsächlich in die Leistung eintritt. Es ist weiterhin interessant, ob Kunden häufig die Versicherung klageweise zur Leistung verpflichten müssen, und wie hoch die Altersrückstellungen und ihre Verzinsung sind. Gerade das Thema Altersrückstellungen trägt entscheidend zu der Befürchtung bei, eine private Krankenversicherung könnte zu einer Kostenfalle für ältere Kunden werden.

Private Krankenversicherung: Achtung Kostenfalle im Alter!

Private Krankenversicherer werben mit niedrigen monatlichen Beiträgen. Es finden sich Angebote mit Beträgen von 50-60 Euro pro Monat. Diese Angebote gelten allerdings nur für männliche Versicherte unter 35 Jahren. Im mittleren Lebensalter muss der Privatversicherte bereits monatlich mit 200-400 Euro rechnen. Dabei können sich verschiedene Faktoren wie etwa ein Selbstbehalt beitragsmindernd auswirken. Frauen zahlen durchschnittlich 100-150 Euro mehr an Beitrag. Ab 45 Jahren und älter kann es je nach Versicherungsträger für Privatversicherte erheblich teurer werden. Männer liegen durchschnittlich ohne Selbstbehalt bei monatlichen Beiträgen von 250-500 Euro, Frauen bei 300-600 Euro.

Die Höhe der Beiträge kann Versicherte im Rentenalter sehr belasten. Zwar müssen alle privaten Krankenversicherer mittlerweile Altersrückstellungen bilden. Sie unterscheiden sich jedoch erheblich darin, wie sie das tun. Hier ist unter anderem die Höhe der Verzinsung auf die Rückstellungen ein maßgeblicher Faktor für die Bewertung eines solchen Unternehmens. Bevor man wegen einer einmaligen Beitragserhöhung den Versicherer wechselt, sollte eine Prüfung der gesamten Umstände erfolgen sowie eine Einschätzung der eigenen Lebenssituation. Grundsätzlich sollten Versicherte dabei von zwei Prämissen ausgehen: Die private Krankenversicherung muss den erwünschten Leistungsumfang zuverlässig abdecken und im Alter bezahlbar bleiben.

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Autor: Marlen Schurr

Eine Autorin der ersten Stunde und Frauchen von Emma. Marlen hat Betriebswirtschaft studiert und danach lange bei einer großen Bank gearbeitet. Finanzen und Wirtschaftsthemen sind ihr Steckenpferd, auch bei der Altersvorsorge weiß sie, wovon sie schreibt. Während ihrer Elternzeit hat sie zum Glück immer wieder Zeit gefunden, sich durch Seminare und Vorträge auf dem Laufenden zu halten und arbeitet inzwischen wieder stundenweise in ihrem alten Job, getreu dem Motto „einmal Banker, immer Banker“. Wir freuen uns, dass sie auch den Weg zu uns zurückgefunden hat und wieder da ist!